Übersicht
Inflation, explodierende Energiekosten und steigende Preise, wohin man sieht – gerade in diesen Zeiten müssen wir ständig darauf achten, unser Geld zusammenzuhalten und unser Konto nicht zu überziehen. Doch eine Struktur in die Finanzen zu bekommen, ist oftmals schwerer als gedacht: Überall locken Angebote, die Karte ist schnell gezückt und schon entstehen unvorhergesehene Ausgaben, die du nicht bedacht hast. Mit der Umschlagmethode setzt du dem ein Ende und kannst mit etwas Disziplin und Durchhaltevermögen sogar bares Geld sparen.
Was ist die Umschlagmethode?
Bei der Umschlag- oder Bargeldmethode (im Englischen: cash envelope system) handelt es sich um eine besondere Form des Budgetierens, mit der du deine Finanzen strukturiert verwaltest und deine Ausgaben im Blick behältst. Dafür nutzt du, wie der Begriff bereits verrät, kategorisierte Umschläge, in denen du dein Bargeld aufbewahrst.
Vorbereitung
Die Grundlage für die Umschlagmethode ist ein Budgetplaner, auch Binder genannt, in dem sich mehrere Umschläge oder Pocket-Folien befinden. Möchtest du dich aber erst einmal an diese Methode herantasten, ohne dir gleich das komplette Zubehör anzuschaffen, kannst du sie mit normalen Briefumschlägen austesten. Gerade zu Beginn ist die Bargeldmethode ein wenig gewöhnungsbedürftig, weil wir im Alltag vermehrt auf Kartenzahlung zurückgreifen. Das ist zwar weitaus bequemer – aber eben auch unübersichtlicher. Und genau hier setzt die Umschlagmethode an: Es geht darum, sich ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie du Geld sparen kannst, statt es leichtsinnig für unnötige Kleinigkeiten auszugeben.
Erfassung der Ausgaben
Zugegeben, alles, was mit Geld zu tun hat, hat mit Arbeit zu tun – auch beim Sparen kommst du nicht drumherum. Um mit der Umschlagmethode zu beginnen, solltest du dir zuerst einen Überblick über all deine monatlichen und jährlichen Ausgaben verschaffen. Schnappe dir einen Tee oder Kaffee und erstelle eine Liste in deinem Bullet Journal, in der du deine gesamten Ausgaben festhältst:
- Fixkosten: monatliche Ausgaben (Miete, Strom, Telefon und Internet)
- Variable Kosten: wöchentliche Ausgaben (Lebensmittel, Drogerie)
- Sinking funds 1: unregelmäßige Ausgaben, die nicht monatlich fällig sind, sondern quartalsmäßig oder jährlich (Verträge, Versicherungen, Abonnements)
- Sinking funds 2: Sparziele (Urlaub, Wünsche, Rücklagen)
Ermittlung deines Budgets
Hast du dir einen ersten Überblick von deinen Ausgaben verschafft, geht es weiter mit deinen Einnahmen. Bedenke hierbei nur dein festes Einkommen und lasse zusätzlich verdientes Geld, das du beispielsweise durch einen Flohmarktverkauf eingenommen hast, erst einmal außen vor. Wie viel steht dir monatlich insgesamt zur Verfügung?
Da einige Kosten regelmäßig von deinem Konto abgebucht werden, sollte das dafür vorgesehene Geld auch genau dort bleiben. Um richtig in die Bargeldmethode zu starten, ziehst du diese Beträge von deinem festen Einkommen ab.
Ein Beispiel mit einem Einkommen von 1800€ netto:
- Miete 800€
- Stromabschlag 50€
- Telefon und Internet 30€
- Handy 20€
Nach diesem Beispiel bleibt noch ein Betrag von 900€ für deine kategorisierten Umschläge übrig. Jetzt geht es ans Eingemachte, denn du brauchst einen ungefähren Schätzwert, wie viel Geld du in einem Monat für welche Kategorie benötigen wirst. Diesen Betrag hebst du dann von deinem Konto ab, sodass du das Bargeld in deine Umschläge verteilen kannst.
Übrigens: Zusätzliche Einnahmen von dem Verkauf von Kleidung kannst du entweder sofort auf deine Sparziele verteilen oder einer Kategorie deiner Wahl zuteilen, wenn du etwas vorhast oder unvorhergesehene Kosten, wie eine Reparatur, anfallen.
Kategorisierte Umschläge
Das Schöne an dieser Sparmethode ist die Individualität und Vielfalt – denn welche Kategorien du besparst, bleibt ganz allein dir überlassen. Dennoch sind hier ein paar Vorschläge, an denen du dich orientieren kannst.
Variable Ausgaben
Die variablen Ausgaben können, wie der Name schon sagt, jeden Monat unterschiedlich ausfallen. Hier gilt die Regel: ausprobieren! Es wird vorkommen, dass du in einem Monat oft essen gehst, in einem anderen wiederum gar nicht. Weißt du das schon vorher, plane das dementsprechend ein.
Einige Vorschläge für deine Kategorien:
- Lebensmittel
- Drogerie
- Freizeit
- Restaurantbesuche
- Beauty treatment
- Tanken
- Shopping
- Ungeplantes
Sinking funds 1
Bei den Sinking Funds der Kategorie 1 handelt es sich um Ausgaben, die zwar eine feste Deadline haben, aber nicht monatlich fällig sind, sondern quartalsmäßig oder jährlich. Legst du dir trotzdem pro Monat einen kleinen Teil zurück, fühlst du dich bei Fälligkeit von der Rate nicht so erschlagen. Das kann vor allen Dingen zu Jahresbeginn eine große Erleichterung sein. Teile dafür den Betrag durch die Anzahl der Monate, die bis Fälligkeit bleiben, und lege diesen dann zurück. Zu den Sinking funds 1 zählen unter anderem der Rundfunkbeitrag, medizinische Vorsorgen, das Auto (TÜV, Reifen, Reparaturen) oder eine Immobilie (Grundsteuer, Versicherungen).
Sinking funds 2
Unter den Sinking funds der Kategorie 2 versteht man Sparziele, die keine bestimmte Deadline haben. Eines dieser Ziele kann der nächste Sommerurlaub sein oder auch ein Städtetrip nach Amsterdam. Die Sinking funds 2 werden oft nach der Monatsbilanz mit dem verbliebenen Geld aus den variablen Kosten bespart – oder du bist konsequent und legst dir auch hier bereits im Vorfeld einen festen Betrag zurück, den du im laufenden Monat nicht anrühren darfst.
Einige Vorschläge für deine Kategorien:
- Elektrogeräte (Fernseher, Laptop, Spielekonsole)
- Haus (Einrichtung, Renovierung)
- Luxus Accessoires (Sonnenbrille, Tasche, Schuhe, Schmuck)
- Jubiläumsfeier (Hochzeit, runder Geburtstag)
- Geschenke
- Altersvorsorge
- Rücklagen für eventuelle Nachzahlungen
Geld ausgeben
Hast du dein Geld auf die verschiedenen Rubriken verteilt, kann es losgehen. Du greifst nur dann auf deine Umschläge zurück, sobald eine Ausgabe ansteht: Musst du zum Beispiel Lebensmittel einkaufen oder tanken fahren, entnimmst du dem dazugehörigen Umschlag Geld.
Der Back-to-bank-Umschlag
Keine Sorge – nur weil du die Umschlagmethode nutzt, heißt das natürlich nicht, dass du gar nicht mehr mit Karte zahlen darfst. Hast du einmal kein Bargeld dabei, sortierst du das entsprechende Geld später in den Back-to-bank-Umschlag. Der ganze Betrag wird dann mit dem Folgemonat verrechnet, sodass du im Anschluss weniger Bargeld von deinem Konto abheben musst.
Flexibel bleiben
Ist ein Umschlag leer, steht dir in dieser Kategorie im laufenden Monat kein Budget mehr zur Verfügung. Hast du dich aber in irgendeinem Bereich verschätzt und es liegt noch eine ganze Woche bis zum neuen Lohneingang vor dir, kannst du zwischen den variablen Kategorien umstrukturieren oder dich an deinem Notgroschen bedienen (“Ungeplantes”). Habe dabei kein schlechtes Gewissen: Das Geld in den variablen Umschlägen ist dafür da, um ausgegeben zu werden.
Monatsbilanz ziehen
Hast du den ersten Monat hinter dich gebracht, wird es Zeit, eine Bilanz zu ziehen: Was hat gut funktioniert und was überhaupt nicht? Du wirst vermutlich eine Weile brauchen, bis du ein Gefühl für deine Ausgaben bekommst. Es wird auch einige Monate geben, in denen deine Rechnung so gar nicht aufgeht – aber genau dafür ist diese Spartmethode da: für den bewussten Umgang mit Geld.